Am 11. Juni 2025 veranstaltete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) in Brüssel die neunte Ausgabe des Tags der Freien Berufe. Unter dem Titel „Wenn Künstliche Intelligenz und Authentische Intelligenz zusammenwirken“ widmete sich die diesjährige Veranstaltung einer der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie lassen sich KI-Technologien in die Freien Berufe integrieren, ohne Vertrauen, Ethik und menschliche Verantwortung zu gefährden?

Als Sprecher der Freien Berufe im EWSA verwies Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe in seinem Eröffnungsstatement auf folgendes:

Die Freien Berufe stehen nicht in Konkurrenz zur KI – sie zeigen, wie man richtig mit ihr umgeht. Unsere Berufe – von der Medizin über das Recht bis hin zu Ingenieurwesen und Architektur – basieren auf öffentlichem Vertrauen und persönlicher Verantwortung. Sie leben von authentischer Intelligenz: Fachwissen, Ethik, Empathie und Urteilsvermögen.

KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber nicht neutral – und sie darf niemals die Grundwerte der Freien Berufe ersetzen. Kritisches Denken, Transparenz und Verantwortlichkeit bleiben unersetzlich.

Professor Ulrich Bodenhofer zeichnete in seiner Keynote ein klares und realistisches Bild davon, dass KI ist keine echte Intelligenz ist. Er erinnerte daran, dass der Begriff „Künstliche Intelligenz“ bereits 1956 geprägt wurde, um Maschinen zu beschreiben, die zielgerichtete Probleme mit kognitiven Fähigkeiten wie Lernen, Planen und Schlussfolgern lösen. Doch er erklärte auch, dass Deep Learning auf Daten und Mustererkennung basiert und nicht auf echtem Verstehen oder Intelligenz. Zudem verarbeiten KI-Systeme große Datenmengen und erkennen Muster – aber sie verstehen nicht, was sie tun. Ihre Ausgaben sind mathematische Resultate, keine ethischen oder sachbezogenen Urteile. In sensiblen Bereichen wie der Medizin kann KI unterstützen, z. B. bei der Früherkennung von Hautkrebs – aber sie kann niemals ärztliches Urteil, Verantwortung oder das Arzt-Patienten-Verhältnis ersetzen. KI kann emotionale Reaktionen simulieren – aber nicht fühlen oder mitfühlend handeln.

Er warnte eindringlich:“KI-Tools machen Fehler. Sie können sogenannte „Halluzinationen“ erzeugen – also selbstsicher falsche Ergebnisse erstellen. Deshalb ist es entscheidend, dass kritisches Denken und menschliches Fachwissen die Kontrolle behalten. KI ist ein hilfreicher Assistent, aber keine autonome Intelligenz. Freie Berufe müssen wachsam bleiben – und ihre authentische Intelligenz weiterhin einsetzen.

Zentrale Erkenntnisse der Tagung

Die vielseitigen Diskussionen des Tages brachten folgende wichtige Erkenntnisse:

1. Ethische und rechtliche Rahmenbedingungen sind unerlässlich

  • Anthony Bochon betonte, dass Berufsethik und Vertraulichkeit im AI Act nicht ausreichend berücksichtigt werden.
  • Miriam D’Arrigo erklärte, dass der AI Act versucht, Innovation mit Risikomanagement zu verbinden – doch die Freien Berufe müssen die Governance aktiv mitgestalten.
  • Anna Maria Bardone rief dazu auf, dass Freie Berufe als Vorbilder für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz dienen – in ihren Bereichen und in der Gesellschaft insgesamt.

2. KI ist ein Hilfsmittel, kein Ersatz

  • Stephan Hofmeister zeigte Einsatzbereiche wie KI-gestützte Diagnostik, Vertragsanalyse, Architekturplanung und Wirtschaftsprüfung – wies aber darauf hin: Verantwortung und Haftung bleiben immer beim Menschen.
  • Robert Katzschmann präsentierte „embodied AI“ – also Robotik, die Menschen unterstützt, aber nicht ersetzt, insbesondere in Gesundheitswesen und komplexen Umgebungen.
  • Gordon Micallef forderte eine starke Aufsicht und durchgehende menschliche Beteiligung beim Einsatz von KI in Finanz- und Buchhaltungsdiensten.

3. Nachhaltige und menschzentrierte KI

  • Anikò Szalai betonte, dass Bildung und Ausbildung angepasst werden müssen, um kritisches Denken und Fachwissen bei künftigen Berufsträgern zu sichern.
  • Ajna Nickau zeigte, wie KI Architekten und Stadtplaner (z. B. im Rahmen des New European Bauhaus) unterstützen kann – aber Kreativität und Urteil bleiben menschlich.
  • Margherita Pagani warb für eine menschenzentrierte KI, die ethischen und gesellschaftlichen Zielen dient – und wies auf die Umweltkosten großflächiger KI-Nutzung hin.

4. Die berufliche Verantwortung bleibt bei uns

Als letzter Keynotespeaker beharrte Daniel Alge darauf, dass man KI so trainieren muss, dass sie mit uns, aber nicht anstatt uns arbeitet! Als Freie Berufe tragen wir weiterhin die volle Verantwortung für alle Dienstleistungen, ob mit oder ohne KI-Unterstützung. Er betonte: KI wird unsere Berufe verändern, darf uns aber weder Verantwortung noch menschliche Rolle abnehmen. Die Freien Berufe müssen diesen Wandel aktiv und verantwortungsbewusst gestalten – mit Selbstvertrauen, kritischem Denken und ethischem Kompass.

Der Tag der Freien Berufe 2025 zeigte eindrucksvoll:

  • Künstliche und authentische Intelligenz können sich ergänzen, wenn sie auf ethischen Grundlagen, klaren Regeln und beruflicher Verantwortung beruhen.
  • Europa braucht die Freien Berufe als ethische Anker und Vertrauensbildner in einer von KI geprägten Gesellschaft.
  • Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass digitale Innovation menschlich bleibt – und dem Gemeinwohl dient.

Weitere Informationen finden Sie hier:

 

Präsident Dr. Daniel Alge hielt im Rahmen des LIBDAY2025, der sich ganzheitlich mit dem Thema Artificial Intelligence (AI) und den wichtigsten Facetten, Herausforderungen und Möglichkeiten für die Freien Berufe befasste, eine Keynote zum Thema Erhalt/Bewahrung des des Humanfaktors der Freien Berufe in Zeiten der KI.

Die Künstliche Intelligenz wird unsere Berufe noch mehr grundlegend verändern, aber auch unsere Kompetenz sowie Wettbewerbsfähigkeit bei richtiger Anwendung deutlich steigern. Als Angehörige der Freien Berufe müssen wir aber wissen, wie wir maßgeschneiderte KI-Lösungen effektiv trainieren und einsetzen können. Denn letztlich bleiben wir für alle unsere Erzeugnisse, Beratungen oder Diagnosen, die mit Unterstützung von KI erstellt werden, verantwortlich, rechenschaftspflichtig und haftbar – gerade weil es dabei immer um die wichtigsten Dinge, im Leben unserer Mandant:innen, Patient:innen und Klient:innen geht.

„Wir sind bei der Nutzung von KI  – wie auch ohne – verpflichtet, diese im Sinne der Informationsasymmetrie nicht in böser Absicht und/oder zum Nachteil unserer Klient:innen, Patient:innen oder Mandant:innen zu nutzen. Dabei agieren wir stets als hochqualifizierte und verlässliche Dienstleister:innen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben unserer Dienstleistungsempfänger:innen.

Als Freie Berufe stehen wir für Vertrauen und Kompetenz und übernehmen die (ethische) Verantwortung für uns selbst sowie auch für die digitalen Erzeugnisse unserer Mitarbeiter:innen, Auszubildenden und (Junior-)Partner:innen. Wir denken, agieren und arbeiten auch digital – verlässlich, verantwortungsbewusst und haftbar.

KI ist gekommen, um zu bleiben und ist eine Revolution, die die Welt, die Gesellschaft, vor allem unsere Berufsstände selbst sowie die gesamte Arbeitswelt grundlegend verändert. Die Anwendungsgebiete von KI sind vielfältig und betreffen die Übernahme von wiederkehrenden Verwaltungsroutinen, Datenverwaltung, standardisierte Qualitätskontrollen, Erstellung von Verträgen, Analysen im medizinischen Bereich, Berechnungsroutinen im Finanzwesen bis hin zur Robotik und vielen anderen Dingen.

Es geht dabei unweigerlich auch um die Frage, ob es uns und unsere Leistungen künftig noch braucht oder wir im worst case von echten Mitarbeiter:innen auf KI-generierte Arbeitskräfte umsteigen.

Definitiv fix ist: Es wird zu einer epochalen Änderung der Arbeitswelt kommen und wir müssen – anstelle der „üblichen“ vier Reaktionen auf Traumen („the 4Fs“)

  • Fight – Kampf
  • Flight – Flucht
  • Freeze – Erstarren
  • Fawn – Unterwerfen

– unsere Macht/Kontrolle über die KI stets sicherstellen.

Das heißt: Wir dürfen nicht in der Vergangenheit festhalten (freeze), schon gar nicht die Digitalisierung negieren oder bekämpfen (fight), davor weglaufen (flee), schon gar nicht uns ih runterwerfen (fawn) oder völlig ausflippen (freak-out), sondern wir müssen mit gut durchdachten und effizienten Maßnahmen beim Einsatz von KI für die Einhaltung der freiberuflichen Grundwerte kämpfen (fight) – und wir haben dabei die Chance, mit Begeisterung und unserem Fachwissen die KI so zu trainieren, dass sie unseren Ansprüchen entspricht (control).

Wir dürfen uns vor KI nicht fürchten – auch wenn sie gekommen ist, um zu bleiben. KI weiß viel – oder tut zumindest so, macht aber auch Fehler – genau wie wir Menschen auch. Und die KI hat keine ethischen Grundwerte, neigt zu Halluzinationen und übernimmt für ihre Ausführungen keine Verantwortung und Haftung.

Unsere Aufgabe ist es daher, die verwendete KI darauf zu trainieren, mit uns zusammenzuarbeiten, sie soll uns aber nicht ersetzen, sondern uns unterstützen.

Die Qualität des KI-Trainings ist dabei das Um und Auf und von entscheidender Bedeutung. Wir müssen unsere individuelle KI mit unserem freiberuflichen Wissen so perfektionieren, dass wir ihr vertrauen können, um standardisierte Arbeiten automatisch ausführen zu können.

Was wir nicht können, ist, dass wir der KI echte Empathie antrainieren und sie wird auch nie Verantwortung oder Haftung übernehmen, aber wir können insgesamt beim Einsatz von KI dafür sorgen, dass wir mehr Zeit für den persönlichen und direkten Kontakt mit unseren Dienstleistungsempfänger:innen haben.

Den gesamten Vortrag finden Sie nachstehend als WEBPAPER bzw. als DOWNLOAD

 

 

 

Die freien Berufskammern haben auch nach der ORF-Gremien-Reform ein gemeinsames  Direktmandat im Publikumsrat. Im Jahresbericht 2024 haben wir erstmals über die grundsätzlichen Aufgaben und Funktionen sowie über die spezifischen Themen für die Freien Berufe berichtet.

Auf Anregung der Freien Berufe wurde2024 die stärkere Berücksichtigung von Baukultur und ihrer Bedeutung im Alltag, die verstärkte Thematisierung der “Verschandelung” von Kulturlandschaften sowie im Gegenzug die Präsentation von positiver bzw. gelungener Gestaltungsbeispiele angeregt. Ähnliches wurde auch für die Themenschwerpunkte Klima- und Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie “Gesundes Österreich mit gesundem Essen” angeregt, wo sich die Freien Berufe mit ihrer Expertise einbringen können – vor allem weil wir uns bereits seit Jahren mit den geforderten Sustainable Goals und Standards der EU befassen und Maßnahmen, Projekte und Ideen dazu umsetzen.

Ebenso wurde angeregt, dass in einem neuen Format über Arbeitswelten/Berufe auch die Berufsbilder der Freien Berufe vorgestellt werden, da eine breite Information über unsere Berufsstände ein wesentlicher Schritt zur Bekämpfung des Nachwuchsmangels wäre.

Wir haben für die neue Funktionsperiode ab 5.6.2025 neuerlich Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe nominiert, der bei der Konstituierung des ORF-Publikumsrates zusätzlich in den ORF-Stiftungsrat gewählt wurde und so die neue Publikumsrat-Vorsitzende nun auch im Präsidialausschuss aktiv unterstützen wird.

Damit werden in den kommenden Jahren die „Bauchthemen“ der Freien Berufe vermehrt in den Vordergrund rücken und Gehör bei der Programmgestaltung finden.

Beitrag im Jahresbericht 2024 zum Thema ORF-Publikumsrat

Link zur gesamten Ausgabe des Jahresberichtes 2024

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As a year of change (Elections), for both the European legislature and executive, 2024 was also  a year where citizens and more precisely, the electorate, yielded considerable influence over political outcomes, merging national and European preoccupations when determining their choices.

The strong unity displayed by the EU and its Member States in the ongoing Russian war of aggression against Ukraine, has been significantly undermined by the absence of political leadership and agreement on how the EU should contribute to solving the conflict between Israel and Hamas. This lack of unity risks continuing in 2024, due in part to the multitude of minority and coalition governments at the national level. Hence, it is crucial that in 2024, political leaders strive for greater coherence on the EU’s political goals, vision and policies.

 

Im EWSA und vor allem in der Gruppe III – CSO – Organisationen der Zivilgesellschaft vertritt die Anliegen der Freien Berufe Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe.

Inhaltlich standen 2024 neben 9 umfassenden Plenarwochen folgende Themen und Veranstaltungen im Hauptfokus seiner Tätigkeiten:

– Studie/Stellungnahme/Veranstaltungen zum Sozialen Wohnbau (Housing“)

– Mitwirkung am Projekt #EUCivilDialogueNow

– Beiträge im Civil Society Organisations‘ Bulletin sowie im EESC-Newsletter

– Initator/Veranstalter des Day of Liberal Professions zum Thema  „Blue Deal“

 

Schmöckern Sie daher direkt über diesen Link in den Fokusthemen EESC und CSO

Link und Download zur gesamten Ausgabe des Jahresberichtes 2024

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Die Reihe der Antrittsbesuche ging weiter und zwar besuchten wir diese Woche auch den Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner. Mit der neuen Gesetzgebungsperiode haben wir Freien Berufe uns das Ziel des komplexen Gedankenaustausches und der direkten Zusammenarbeit auch mit den Regierungsmitgliedern gesetzt.

Als wichtige, berufsspezifische Institutionen haben wir große Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Rechtsstaat und nehmen diese als unseren zentralen Auftrag wahr. Umso wichtiger ist daher der kontinuierliche Gedanken- und Informationsaustausch sowie die Zusammenarbeit im Interesse der freien Berufsstände. Mit diesem Networking wollen wir auf unsere Kompetenzen und Expertise aufmerksam machen und unsere Mitarbeit anbieten.

Bundesminister Mag. Gerhard Karner  skizzierte in einigen Sätzen die Verantwortung für Österreich und die einige geplante Initiativen und Notwendigkeit der budgetären Maßnahmen.

Wir konnten im Gegenzug folgende wichtige Punkte ansprechen, die für uns von großer Relevanz sind und auch sehr interessiert aufgenommen wurden:

  • Einbeziehung der Freien Berufe bereits im Vorfeld von Gesetzesinitiativen und Zurverfügungstellung unserer fachlichen Expertise bei künftigen Vorhaben
  • Hintanhaltung von Bürokratie und Gold Plating
  • (schnellere) Öffnung der Grenzen für qualifizierte, künftige Mitarbeiter:innen aus Drittstaaten – vor allem im Bereich Forschung, Innovation, IT und Ingeniuerwesen
  • Verstärkung sowie Ausbau der (behördlichen) elektronischen Kommunikation
  • klare Ersichtlichkeit in Begutachtungen  in Bezug auf eindeutige und unmittelbare Betroffenheit der Freien Berufe/Kammern der Freien Berufe
  • Harmonisierung der Begutachtungsfristen innerhalb der Regierung hinsichtlich Dauer der Begutachtungsfristen, die zudem nicht zu kurz angesetzt werden sollten

v.l.n.r.: KAD Dr. Christian Sonnweber (Notariatskammer), Vizepräsidentin Mag. Petra Cernohova (ÖRAK), EWSA-Mitglied Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe (Ziviltechniker:innen), BUKO-Präsident Dr. Danial Alge (Patenanwaltskammer) und Bundesminister Mag. Gerhard Karner

 

When AI and authentic intelligence join forces – the future of the Liberal Professions – moderated by CSO Vice-President and Spokesperson of the Liberal Professions DI Rudolf Kolbe and BUKO-President Dr. Danial Alge will talk about “ Preserving the human factor in times of AI„:

Join us on 11 June 2025 from 10:30 to 16.15 CEST in Brussels, when the Liberal Professions Category of the European Economic and Social Committee (EESC) proudly presents the 8th edition of the Day of Liberal Professions.

This year’s theme „When artificial intelligence and authentic intelligence join forces: the future of the Liberal Professions“ promises to be an exciting platform for Europe’s leading professionals. Together with key policy makers from the European institutions, representatives of the liberal professions will seek answers to address the growing challenges and opportunities related to artificial intelligence (AI).

PROGRAMM

REGISTRIERUNG

During this event, we will hear from several renowned speakers from across Europe on the legal and ethical challenges related to AI, and how we can ensure that AI and human labour are reinforcing rather than competing with each other. We will also hear from several liberal professions on how the AI tools they are using today bring a real added value to the services they provide to the general public. From medical professions to architects and beyond, the impact of AI is already visible and here to stay. Come and join us to learn about what the future has in store!

Simultaneous interpretation will be available in English, French, German and Italian.

Anfang dieser Woche besuchten wir Bildungsminister Christoph Wiederkehr, MA zwecks Gedankenaustausches und der direkten Zusammenarbeit.

Als wichtige, berufsspezifische Institutionen haben wir große Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Rechtsstaat und nehmen diese als unseren zentralen Auftrag wahr. Umso wichtiger ist daher der kontinuierliche Gedanken- und Informationsaustausch sowie die Zusammenarbeit im Interesse der freien Berufsstände. Mit diesem Networking wollen wir auf unsere Kompetenzen und Expertise aufmerksam machen und unsere Mitarbeit anbieten.

Bundesminister Christoph Wiederkehr, MA war es eine besondere Freude, mit uns Freien Berufen Face-to-Face über die Gemeinsamkeiten im Bereich Bildung, Werte, Jugendkultur, Innovationen und Vorhaben für die künftigen Generationen zu sprechen.

So wurden ua. konkret die aktuellen Themen und Problemfelder in der Bildungspoltik – fehlende Grundkenntnisse beim Schreiben, Rechnen und sinnverstehendem Lesen – angesprochen und welche Auswirkungen fehlende Fachkräfte für die Freien Berufe (Nachwuchsmangel) haben und insgesamt für die heimische Wirtschaft (Technik, KI, Innovationen) bedeuten. Zur Sprache kamen auch die Defizite bei den Grundkompetenzen im Bereich Wirtschaft, Steuern, Recht und (Bau)Technik.

Angesprochen wurde eine höhere Sensibilsierung von Schüler:innen auf die Berufsbilder der Freien Berufe direkt im Unterricht im Bereich der Mittelschulen, AHS bzw. BHS im Hinblick – natürlich zusätzlich zu den bereits bestehenden Kammerinitiativen auf Berufsinformationsmessen bzw. -veranstaltungen bzw. den einzelnen Akademien der Kammern.

Mag. Susanne Ergott-Badawi (Vizepräsidentin der Apothekerkammer) stellte dazu konkret die Initiave der Apothekerkammer  – apo@school – vor, wo Apotheker:innen direkt Schulen besuchen und sehr praxisnahe Unterrichtseinheiten gestalten, in Gesundheitsfragen aufklären und Basiswissen über Arzneimittel sowie über das Berufsbild „Apotheker:in“ und die Abläufe in einer Apotheke vermitteln.

BUKO-Delegation v.l.n.r.: Vizepräsidentin Mag. Susanne Ergott-Badawi (Apothekerkammer), Bundesminister Christoph Wiederkehr MA und BUKO-Präsident Dr. Daniel Alge (Patentanwaltskamner)

 

Mit der neuen Gesetzgebungsperiode haben wir Freien Berufe uns das Ziel des komplexen Gedankenaustausches und der direkten Zusammenarbeit mit politischen Vertretern aus den Reihen der Freien Berufe gesetzt.

Als wichtige, berufsspezifische Institutionen haben wir große Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Rechtsstaat und nehmen diese als unseren zentralen Auftrag wahr. Umso wichtiger ist daher der kontinuierliche Gedanken- und Informationsaustausch sowie die Zusammenarbeit innerhalb der freien Berufsstände, aber vor allem auch mit allen politischen Vertretern aus den Reihen der Freien Berufe zur Bündelung von Kompetenz und Expertise.

Aktuell gab es ein Gespräch mit Mag. Dr. Klaus Fürlinger, dem ÖVP-Justizsprecher und Obmann des Justizausschusses, der seit 1996 als selbstständiger Rechtsanwalt tätig ist. Bereits in seinem Beitrag (Seite 60) im BUKO-Jahresbericht 2024 präsentierte er seinen Einsatz für die Freien Berufe im Parlament und versprach uns auch in der laufenden Legislaturperiode seine Unterstützung:

  • Ich habe mich bei der Berufswahl für einen freien Beruf entschieden, weil ich immer schon selbstständig und beratend tätig sein wollte. Ich wusste mit 15 Jahren, dass ich Rechtsanwalt werden will und der Wunsch hat sich nie geändert.
  • Als Jurist bin ich in den Ausschüssen für Justiz/Verfassung tätig. Meine freiberufliche Expertise kann ich dort einbringen, weil ich weiß, was die von uns beschlossenen Gesetze für die Praxis bedeuten. Manche Bestimmungen sind in der Theorie gut gemeint, ihre Auswirkungen im praktischen Betrieb aber schwierig. Aus diesem Grund versuche ich, meine Berufserfahrung in den Gesetzgebungsprozess einzubringen.
  • Wichtig ist mir, dass die Freien Berufe ihre Unabhängigkeit bewahren. Daher halte ich eine Mitgliedschaft bei den Sozialpartnern nicht für zwingend erforderlich.
  • Die Überregulierung unseres Wirtschaftslebens trifft uns in allen Bereichen. Es ist höchste Zeit, Vor- schriften auf ihre Zweckmäßigkeit und ihre Ziele zu überprüfen. Das ist Aufgabe der nächsten Regierung. Deregulierung ist oberstes Gebot für die kommenden Jahre.
  • Die überbordende Sozial -und Umweltbürokratie gehört eingedämmt. Wirtschaft bedeutet auch Gewinn zu erwirtschaften. Die Qualität eines Unternehmens hängt nicht davon ab, wie divers die Führungsgremien besetzt sind und wie viel Elektroautos in der Tiefgarage stehen, sondern wie viele Arbeitsplätze ein Unternehmen schafft, ob es innovativ ist und entsprechende Erträge erzielen kann.

Konkret wurde beim Termin über die neue Regierung, das Budget und die notwendigen Maßnahmen, den Einzug der KI in die Berufe/Wirtschaft, die Stellung der österreichischen Wirtschaft im internationalen Vergleich und Wettbewerb sowie allgemein die überbordende Bürokratie sowie /Gold-Plating gesprochen. Es wurde hierbei von uns auch angemerkt, dass bestehende und künftige Gesetze klarere Passagen hinsichtlich des Anwendungs- bzw. Geltungsbereiches enthalten sollten und zwar konkret beim NISG, IFG und den Materiengesetzen. Ein weiteres Thema waren die veralteten Tarif- und Honarregelungen, bei denen eindeutig eine Anpassung an die derzeitigen Verhältnisse erforderlich ist.

Freie Berufe haben Kompetenz und Fachexpertise in den Bereichen Gesundheit, Recht, Innovation, Technik und Nachhaltigkeit. Unsere Berufsstände stehen täglich im direkten und persönlichsten Kontakt mit der Zivilbevölkerung und vor allem:  Wir wissen, wie’s geht! 

v.l.n.r.: Kammerdirektor Dr. Lukas Stärker (Ärztekammer), BUKO-Präsident Dr. Daniel Alge (Patentanwaltskammer), ÖVP-Justizsprecher Mag. Klaus Fürlinger und Kammerdirektor Dr. Christian Sonnweber (Notariatskammer)

 

Tiefes Mitgefühl für die Hinterbliebenen

Wir gedenken in stiller Trauer an VR Dr. Franz Josef Jäger, der uns jahrzehntelang in allen Gremien aktiv, umsetzungsstark und konstruktiv zur Seite stand.

VR Dr. Franz Josef Jäger begleitete uns bereits seit Beginn seiner Funktionärstätigkeit als Präsident der Österreichischen Tierärztekammer (1990-2003), vertrat die Freien Berufe in den Jahren 1992 bis 1994 als BUKO-Präsident und fungierte darüber hinaus noch jahrelang als Delegierter zur Hauptversammlung. 2015 wurde er auch zum Ehrenpräsidenten der ÖTK ernannt.

In seiner Präsidentschaft gelang es ihm, bedeutende strukturelle und berufsrechtliche Weichenstellungen umzusetzen – darunter die Verteidigung der Pflichtmitgliedschaft, der Erhalt der Honorarordnung sowie der Einsatz gegen die geplante Zusammenlegung von BOKU und Vetmeduni. Besonders am Herzen lag ihm die Nähe zur Basis: „Mir ging’s darum, ein einfacher Tierarzt zu sein, für die Tierärzte da zu sein und nicht im Elfenbeinturm zu sitzen“, sagte er einst.

Neben seiner Tätigkeit in der Kammer führte Dr. Jäger fast 40 Jahre lang eine erfolgreiche tierärztliche Praxis im Tiroler Zillertal mit dem Schwerpunkt Rind. Geprägt von seiner bäuerlichen Herkunft, war ihm die Nähe zu Land und Tier stets ein zentrales Anliegen. Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er dem Berufsstand verbunden – kritisch, vorausschauend und mit einem feinen Gespür für kommende Herausforderungen.

Wir sprechen den Hinterbliebenen des Verstorbenen und seinen Standeskolleginnen und Standeskollegen unser tief empfundenes Mitgefühl aus.

Vor allem die rasant wachsende Bürokratie beeinträchtigt nicht nur die betriebliche Effizienz, sondern auch die Attraktivität und Motivation, sich überhaupt für den Tierarztberuf zu entscheiden.

Das Jahr 2024 brachte für die Tierärzteschaft eine Vielzahl an gesetzlichen Neuerungen. Damit geht aber in vielen Fällen ein nicht unwesentlicher Mehraufwand augrund der damit verbundenen Bürokratie und vor allem der geforderten immensen Dokumentationspflichten einher. Eine aktuelle OTK-Umfrage zeigt, dass der Dokumentationsaufwand für viele Tierarztpraxen bis zu acht Wochenstunden (1 Tag!) beträgt!

Die Liste der neuen Gesetze 2024 ist lang – Tiergesundheitsgesetz, Tierarzneimittelgesetz, Tierschutzgesetz, neues zur Entgeltfortzahlung nach dem Mutterschutzgesetz, neue Richtlinie zur Nutzung und Qualitätssicherung von Telemedizin.

Die Tierärztekammer unterstützt inhaltlich bestehende, aber auch vor allem neue Berufsangehörige im Rahmen der Seminarreihen „Rechtliches in Anwendung“ bzw. „Gründer:innen-Service“.

Um die tierärztliche Versorgung sicherzustellen, sind dringend breitgefächerte Maßnahmen nötig – von besseren Arbeitsbedingungen über finanzielle (staatliche) Unterstützung bis hin zu gezielter Nachwuchsförderung bzw. Erhöhung der Uni-Absolventinnen und Absolventen.

Die Tierärztekammer hat im vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, um auf politischer und auch universitärer Ebene ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Auch in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurden eine Vielzahl an entsprechenden Kommunikationsmaßnahmen umgesetzt.

Schmöckern Sie daher direkt über diesen Link in den Fokusthemen der Tierärzt:innen

Link und Download zur gesamten Ausgabe des Jahresberichtes 2024

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