Berichterstatter EU-Bauftragter Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe präsentierte im EWSA in Zusammenarbeit mit BUKO-Präsident Mag. Dr. Daniel Alge eine umfassende Stellungnahme zum „Patentpackage“.

Die Stellungnahme basiert auf einer Vielzahl an Verordnungen und Vorschlägen der EU-Institutionen zu den Themen Schutzzertifikate (Pflanzenschutzmittel und Arzneimittel), Vergabe von Zwangslizenzen für das Krisenmanagement sowie standardessentiellen Patenten (SEP) und beinhaltet konkrete Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge für strukturierte und verfahrenstechnisch klar definierte künftige Lösungen und Umsetzungen – immer unter Bedachtnahme der Wahrung der Rechte aller Beteiligten.

Ausgangslage:

Die COVID-19-Krise und ihre erfolgreiche Bewältigung durch die EU haben gezeigt, dass die Bereitstellung krisenwichtiger Produkte (wie COVID-19-Impfstoffe) nicht durch Patente auf diese Produkte und Technologien behindert wurde. Das war im Krisemodus notwendig, aber nun braucht es für die Zukunft innerhalb des Patentsystems ein Verfahren für den Bereich Zwangslizenzierungen, das für alle Beteiligten (Rechteinhaber, potenzielle Lizenznehmer und die Öffentlichkeit) transparent und fair ist und zudem die Grundrechte wahrt.

Ja zu einheiltichen Schutzzertifikaten zur Stärkung eines harmonisierten Patentsystems

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) begrüßt die Absicht der Europäischen Kommission, in Bezug auf ergänzende Schutzzertifikate (ESZ) mit dem Plan der Schaffung eines neuen, zentralisierten ESZ, das nicht nur für die herkömmlichen europäischen Patente, sondern auch für das Europäische Patent mit einheitlicher Wirkung (Einheitspatent) gilt. Dies ist für die Schaffung eines stärker harmonisierten Patentsystems in der EU von entscheidender Bedeutung.

Im Gesamtkonzept gesehen sind die Vorschläge zur zentralisierten Erteilung ergänzender Schutzzertifikate sowie zur Verbesserung der geltenden Verordnung über das ergänzende Schutzzertifikat für Arzneimittel (ESZ-Verordnung) und Pflanzenschutzmittel sehr zu begrüßen, wenngleich bei einigen Einzelheiten noch Klärungs- bzw. Nachbesserungsbedarf besteht (Konkretisierung der Vertretungsrechte, Verfahren und Kostenübernahmen).

Standardessentielle Patente (SEP) – Nachbesserung durch Beiziehung von Fachleuten und Abwicklung über das Einheitlichen Patentgericht

Der Vorschlag für ein zentralisiertes System von standardessenziellen Patenten (SEP) könnte die Transparenz und Berechenbarkeit im SEP-Bereich wirksam verbessern. Aufgrund der technischen und rechtlichen Komplexität wird die große Herausforderung dieser Initiative darin bestehen, geeignete Verfahren und eine angemessene Vorgehensweise für die Feststellung der Essenzialität und der FRAND-Bedingungen (FRAND – fair, reasonable and non-discriminatory) für ein bestimmtes standardessenzielles Patent zu schaffen. Hier wird die konkrete Empfehlung nach Einbeziehung von Fachleuten und zuständigen Behörden, darunter des Einheitlichen Patentgerichts, in Erwägung zu ziehen, ausgesprochen.

Die neuen Vorschläge in Bezug auf ergänzende Schutzzertifikate und ein angemessener und transparenter Ansatz für standardessenzielle Patente werden erhebliche Vorteile für innovative KMU in der EU bringen. Die Vorschläge könnten Teil eines verbesserten Systems europäischer Vorschriften für geistiges Eigentum sein, das wettbewerbsfähige Investitionen in innovative KMU in der EU ermöglicht und Start-up-Unternehmen in der EU die Chance gibt, ihre Innovationen sowohl im Binnenmarkt als auch darüber hinaus zu vermarkten.

Zwanglizenzierungen brauchen transparente und faire Grundlagen hinsichtlich Rechtsrahmen und Verfahren

Bei den Zwangslizenzierungen erfüllt der vorliegende Vorschlag (EP, EU-Rat) nicht die Wahrung aller Rechte. Er wird weder der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) noch den im Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPs-Übereinkommen) vorgeschriebenen Mindeststandards gerecht. Mit dem vorliegenden Vorschlag bezüglich Zwangslizenzen für das Krisenmanagement (CLCM) wird kein faires und transparentes Verfahren eingeführt, das dem Patenthalter den vollen Parteistatus bietet, und es werden auch keine spezifischen Rechtsbehelfe vorgeschlagen. Für Enteignungen – darum geht es hier – reicht der Vorschlag mithin nicht aus.

Der EWSA rät dazu, dass CLCM-Fälle (Vergabe von Zwangslizenzen für das Krisenmanagement) für europäische Patente und Einheitspatente von einem Gericht mit der entsprechenden technischen Kompetenz wie bspw. dem Einheitlichen Patentgericht auf der Grundlage eines transparenten Rechtsrahmens und Verfahrens verhandelt werden. Dieser Rahmen sollte auf der Grundlage von Artikel 5 Teil A Absätze 2 und 4 der Pariser Verbandsübereinkunft, Artikel 31 des TRIPS-Übereinkommens und der Leitlinien der nationalen Rechtsprechung ausgearbeitet werden. Die Zwangslizenzierung nationaler Patente und nationaler Gebrauchsmuster sollte von den jeweiligen mitgliedstaatlichen Behörden und Gerichten, die bereits für Anträge auf CLCM zuständig sind, vorgenommen werden, und zwar auf der Grundlage einer geeigneten EU-Richtlinie über CLCM, die dem Recht und der Praxis für die Verfahren des Einheitlichen Patentgerichts entspricht.

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Volltext der Stellungnahme

Kernaussagen

In der Ausgabe 183 des Mediums „notabene“ der Notariatskammer erfolgte eine Vorstellung von BUKO-Präsident Mag. Dr. Daniel Alge und den Grundzügen von #Freie Berufe 5.0.

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Tiefes Mitgefühl für die Hinterbliebenen

Wir gedenken in stiller Trauer an Dr. Georg Weißmann, der bei uns das Amt des Präsidenten von Juni 1998 bis Juni 2000 sowie als Vizepräsident (1995-1998 und 2002-2003) bekleidete.

Dr. Georg Weißmann war zudem in diesen Zeiträumen Präsident der Österreichischen Notariatskammer und der Kammer für Wien, Niederösterreich udn Burgenland, Gründer der Notartreuhandbank AG und von cyberDOC, dem elektronoschen Urkundenarchiv des österreichischen Notariats.

Wir sprechen den Hinterbliebenen des Verstorbenen und seinen Standeskolleginnen und Standeskollegen unser tief empfundenes Mitgefühl aus.

Präsentation Softcoverbuch, Podiumsdiskussion und Networking-Dinner

Die Schwerpunkt-Reihe der Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs fand am 6. Juni 2023 mit der 2. Präsenzveranstaltung in großer Runde mit Vertretern aller Kammern der Freien Berufe im Palais Eschenbach ihre Fortsetzung.  #Mindset der Freien Berufe – Keyplayer und Gamechanger war die Hauptthematik der Präsentation des Softcover-Buches der kammerübergreifenden Arbeitsgruppe, der Podiumsdiskussion mit versierten Podiumsgästen sowie dem anschließenden Networking-Dinner.

(v.l.n.r): Präsident Dr. Harald Schlögl, Präsidentin Mag. pharm. Ulrike Mursch-Edlmayr, Nabg. Dr. Elisabeth Götze, BUKO-Präsident Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe, Vizepräsidentin RA Mag. Petra Cernochova, Präsident Mag. Herbert Houf und Präsident Mag. Dr. Daniel Alge

BUKO-Präsident Baurat h.c. DI Rudolf KOLBE betonte in seiner Eröffnungs-Keynote die Bedeutung und Wahrnehmung der Freien Berufe, die Grundkompetenzen, Werte, Ansprüche an die unsere Berufsbilder und Leistungen, aber auch die Erfolge sowie die allgemeine volkswirtschaftliche und vor allem zivilgesellschaftliche Relevanz – national und auf EU-Ebene: „Wir sind KEYPLAYER und GAMECHANGER in vielen Bereichen und übernehmen durchaus auch behördliche Dienstleistungen und Services. Dazu schaffen wir eine Vielzahl an nachhaltigen Arbeitsplätzen mit gut ausgebildeten Fachkräften, denn wir legen Wert auf kontinuierliche Aus- und Weiterbildung zum Wohl unserer Patient:innen, Klient:innen und Mandat:innen. Mit #Mindset Freie Berufe – Keyplayer und Gamechanger wollen wir nicht nur den Konnex zwischen Freiberuflichkeit und notwendigen Rahmenbedingungen näherbringen, sondern zeigen, dass auch wir bereits daran arbeiten, “Fit for 55” zu sein.  Beim jährlichen Day of Liberal Professions erarbeiten und präsentieren wir Lösungen und Möglichkeiten für die Zukunft, da wir bei künftigen Aufbau- und Resilienzplänen eine wichtige Rolle spielen. Wir haben nicht nur das grundsätzliche Knowhow, sondern alle unsere Berufsstände haben auch die notwendigen Softskills dafür.“

Der Präsident der Patentanwaltskammer, Mag. Dr. Daniel  ALGE startete als Erstredner der beratenden Berufe mit dem Themen Wissenschaft, Technik und Recht zur innovativen Transformation und gewährte Einblick in den verantwortungsvollen Umgang mit Wissen und den gewerblichen Schutzrechten für alle Marktteilnehmer und wie wichtig Forschung und Innovation ist. Dazu stellte er auch die seit 1. Juni 2023 EU-Patentgerichtsbarkeit mit den einheitlichen EU-Patenten vor.

Rechtsanwält:innen sehen sich Garanten für den Rechtsstaat. Mag. Petra CERNOCHOVA zeigte nachdrücklich auf, dass die Rechtsanwält:innen von allen rechtsberatenden Berufen die umfassendsten Befugnisse inne haben und daher wesentlich zum Funktionieren des demokratischen Rechtsstaates beitragen.  Als zur Verschwiegenheit verpflichtete und unabhängige Vertrauenspersonen stehen sie Mandant:innen in schwierigen Situationen oder rechtlichen Auseinandersetzungen mit anderen Personen oder Behörden zur Seite und bewahren sie nach Möglichkeit davor, sich überhaupt in solche zu begeben. Das Um und Auf ist der persönliche Kontakt und die Beratung, die keine Technologie oder KI ersetzen kann.

Mag. Herbert HOUF, der Präsident der Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen, sprach von der Rolle als Vorreiter bei Diversität, Digitalisierung und Dynamik und hat auch bereits mit der gesetzlichen Umbenennung der Kammerbezeichnung die Gendergerechtigkeit umgesetzt. So will die KSW weiterhin im Bereich Digitalisierung wichtige Meilensteine setzen und technologisch wie auch in der Mitgliederkommunikation eine Führungsrolle einnehmen. Ab Herbst 2023 können sowohl Klausuren als auch mündliche Prüfungen elektronisch durchgeführt werden. Das bringt Qualitätsverbesserungen, Kostenreduktion und Erleichterungen für Kandidat:innen und Prüfungskommissär:innen.  Weitere Themen waren der Einsatz von KI und ChatGPT und die damit verbundenen Regulierungen sowie die neue berufsstandspezifische Gesetzesnovelle.

Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Mag. Pharm. Dr. Ulrike MURSCH-EDLMAYR, sprach von der nachhaltigen Sicherung des Gesundheitssystems mit modernen pharmazeutischen Dienstleistungen. So werden in Zukunft die von Apotheker:innen  durchgeführten Screeningtests eine wesentliche Rolle bei Prävention und Früherkennung von Krankheiten spielen. Ein niederschwelliges Impfangebot in Apotheken würde zudem zu einer deutlichen Steigerung der Durchimpfungsraten führen. Es ging ihr vor allem auch darum, dass man sich den Herausforderungen – Beispiel Medikamentenengpässe – stellt, anpackt, schnell nach Lösungen und Umsetzungsmöglichkeiten sucht und Worten auch Taten folgen lässt.

Dr. Harald SCHLÖGEL, der Präsident der Niederösterreichischen Ärztekammer sowie 1. und geschäftsführender Präsident der Österreichischen Ärztekammer, betonte die unersätzliche und durch jahrelange Ausbildung erworbene Kompetenz von Ärzt:innen, aber auch vom rasant fortschreitenden technologischen Wandel und dem Umstand, dass die Digitalisierung viel, aber das besondere Verhältnis zwischen Arzt und Patient nie ersetzen kann. Die Politik dürfe dabei aber nicht be- bzw. verhindern oder in den Kompetenzbereich der Ärzteschaft eingreifen, sondern müsste bessere Rahmenbedingungen schaffen.

Als politische Vertreterin fokussierte sich NAbg. Dr. Elisabeth GÖTZE auf die Außenwirkung und Relevanz der Freien Berufe. Gerade mit der Veranstaltung #Mindset Freie Berufe und der thematischen Aufbereitung der Themen der Freien Berufe würde man ein wichtiges Zeichen setzen, denn die Leistungen der Freien Berufe seien essenziell und dürften nicht als selbstverständlich angesehen werden. Sie fand auch sehr lobende Worte dafür, wie sich die einzelnen Berufsstände inhaltlich aufgestellt haben und in vielen Bereichen mit Fachkompetenz den Gremien im Nationalrat bzw. auch der Regierung zur Seite stehen. Die Wünsche und Forderungen der Freien Berufe werden gehört, auch wenn es in einzelnen Fällen (Energiekostenzuschuss oder anderen Förderungen) noch etwas an Nachschärfung bedarf.

Einhellig wurde am Ende der Diskussionsrunde festgestellt, wie modern, umsetzungsstark digital und auch innovativ die Freien Berufsstände in den beratenden Berufsständen als Vermittler und Übersetzer, Schiedsrichter und Garanten für einen funktionierenden Rechtsstaats sind, dazu auch noch Rechte und Vermögen schützen, aber auch wie weit sie nach vorne denken – im Gesundheitsbereich für das Patient:innenenwohl, im Bereich der Apotheken als Säule der Grundversorgung und bei den Ziviltechniker:innen als Vordenker bei Energieeffizienz und Technik. Eindeutig ist, dass die Freien Berufe und ihre Leistungen unverzichtbar für die Zivilgesellschaft sind, aber es einigen Bereichen eine Verbesserung bzw. Nachschärfung bei den Rahmenbedingungen braucht.

Finden Sie dazu folgende Unterlagen:

E-Paper bzw. Download: #Mindset Freie Berufe – Keyplayer und Gamechanger

Videobeiträge von BM Mag. Karoline Edtstadler und EU-Vizepräsidentin Dr. Evelyn Regner

Druckfrisch angekommen und ready zur Präsentation am 6. Juni 2023

Tiefes Mitgefühl für die Hinterbliebenen

Wir gedenken in stiller Trauer an OMR DDr. Hannes Westermayer, der bei uns das Amt des Präsidenten von Juni 2012 bis Juni 2015 bekleidete. Wir sprechen den Hinterbliebenen des Verstorbenen und seinen Standeskolleginnen und Standeskollegen unser tief empfundenes Mitgefühl aus.

 

Ungleichbehandlung ohne sachliche Grundlage geht weiter!

Die Absurditäten beim Energiekostenzuschuss gehen in die nächste Runde. Wie aus Verhandlungskreisen nun bekannt wurde, sollen die Förderrichtlinien nur für freiberuflich Tätige aufgeschnürt werden, die nicht in den Bereich der „verkammerten“ Freien Berufe fallen. „Dieser neuerliche Ausschluss von Freiberufler:innen von allgemeinen Förderungen ist eine nicht tolerierbare Ausgrenzung und muss beendet werden“, zeigt sich der Präsident der Freien Berufe Österreichs (BUKO), Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe, verärgert über die Ignoranz gegenüber systemrelevanten Dienstleistern der Freien Berufe mit Kammerzugehörigkeit.

„Wir „verkammerten“ Freie Berufe (Apotheker:innen, Ärzt:innen, Tierärzt:innen, Zahnärzt:innen, Notar:innen, Patentanwält:innen, Rechtsanwält:innen, Steuerberater:innen, Wirtschaftsprüfer:innen sowie Ziviltechniker:innen) zahlen die gleichen Steuern und Abgaben wie andere Unternehmer und müssten daher nach dem Gleichheitsgrundsatz auch uneingeschränkt die gleichen Förderansprüche haben. Die Belastung mit den hohen Energiekosten ist für alle gleich. Daher muss bei der Bezuschussung der Energiekosten für uns Freien Berufe das gleiche gelten wie für Betriebe mit Zugehörigkeit zur Wirtschaftskammer. Es gibt daher im Grunde genommen keine sachlich gerechtfertigte Grundlage für eine derartige Diskriminierung“, so Kolbe weiter.

„Die Freiberufler:innen sind großteils KKMU und diese bilden bekanntlich das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Sie sind wie alle anderen Unternehmen in Gruppen mit und ohne Umsatzsteuerpflicht eingeteilt. „Die etwas mehr als 87.000 Freiberufler:innen Österreichs sind ebenso ein wesentlicher Faktor in der Schaffung von Arbeitsplätzen. Wir erwarten daher von der Regierung keine fadenscheinigen Ausschließungsgründe, sondern eine echte Partnerschaft, die sich durch eine gleichbehandelnde Förderpolitik für alle Berufsstände und -gruppen im Sinne einer fair gestalteten Wirtschaftspolitik auszeichnet“, so die abschließende Forderung von BUKO-Präsident Kolbe.

Wir Freien Berufe gestalten direkt den Wandel mit, denn wir haben die Visionen, Skills und die Möglichkeiten für übergreifende Kompetenzen und diese müssen wir auch in Zukunft – angesichts multipler Krisen auch verstärkter nutzen!

Präsident Rudolf Kolbe eröffnete in seiner Einstiegskeynote den Europäischen Tag der Freien Berufe (Day of Liberal Profession, LIBDAY) am 2. Mai 2023 mit einem Ausblick auf die zwei wichtigsten Bereiche der Zukunft und deren Einfluss auf unsere Tätigkeitsbereiche haben:  

Der Green Deal hat für die Freien Berufe nicht nur im Bereich der baulichen Maßnahmen (Gebäudesanierung, Renovierungswelle, Landnutzungsregelung, Umweltrecht neu) große Bedeutung, sondern der Klimawandel und die Maßnahmen dagegen betreffen alle freiberuflichen Berufsstände, denn es geht hier auch um rechtliche, finanzielle Beratung und gesundheitliche Unterstützung.

Skills braucht man in allen Bereichen und werden in Zeiten der Digitalisierung immer wichtiger. Wir selbst und unsere Mitarbeiter:innen müssen laufend am Ball bleiben, um das Wissen und die Kompetenzen ständig zu erweitern, um so allen geforderten Aufgaben gerecht zu werden.

Die Keynote-Speakerin Maina Elvira Calderone (italienische Sozial- und Arbeitsministerin) betonte die Relevanz der Freien Berufe für die Zivilgesellschaft als Akteure, die das Knowhow und die Softskills für die Zukunft mitbringen. Daher müsse aber auch der Anspruch der Freien Berufe auf den Status als echte Sozialpartner unterstützt werden.

Für den 1. Vizepräsident der EU-Parlaments, Dr. Othmar Karas, war es ebenfalls eindeutig, dass die Zivilgesellschaft die Freien Berufe und ihre Besonderheiten (Freiheit, Unabhängigkeit, aber auch Vertrauen und Sicherheit) braucht und daher auch die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen.

Prof Ralf Niebergall, Vice President of the Federal Chamber of German Architects, bestätigte uns Freien Berufe in seiner Rede zum ThemaThe climate challenges: Why the professions need to act”, dass  wir nicht nur die Vermittler zu den Bürger:innen sind, sondern auch das komplexe Wissen und ehrgeizige Pläne bzw. Programme für den tatsächlichen Wandel haben. So kann man mit dem New European Bauhaus (NEB) für Nachhaltigkeit, Schönheit und Inklusion sorgen, um gemeinsam mit der Industrie und/oder KI-Simulationen an erneuerbaren bzw. wiederverwertbaren Baumaterialien und Bauteilen (Kreislaufwirtschaf) bzw. an Konzepten einer nachhaltigen Wasserwirtschaft für ein gesundes Mikroklima zu arbeiten.

Das Tagungsprogramm erstreckte sich über folgende 4 Panels:

Liberal professions fit für 55 – mit der Verdeutlichung, warum die KMU, KKMU und die Freiberufler:innen mit ihrem unternehmerischen und persönlichen Geist gerade CO2-schonend im ländlichen Raum  die Keyplayer und Gamechanger sind und auch im Bereich der körperlichen/geistigen Gesundheit sowie der Pflege der Dreh- und Angelpunkt sind.

Beim 2. Themenbereich „The New European Bauhaus und wooden constructions“ wurden nicht nur die Praxis-Programme in bildreichen Grundzügen vorgestellt, sondern auch die Visionen für die Zukunft präsentiert. Beide Initiativen beschränken sich nicht nur auf die baulichen Ideen, sondern zukünftig wird es immer mehr um Expertisen, Zugängen zu Vergaben, Finanzierungsen und Qualitätsstandards, Anwendung von Digitalisierung und KI und das Wissen um den Schutz von Urheberrechten (interdisziplinäre Zusammenarbeit) gehen und damit auch darum, dass man sich täglich neu erfinden und den neuen geforderten Skills stellen muss.

Im Panel 3 „Improving skills in order to improve our future“ ging es um die Bereiche Aus-/Fort-/Weiterbildung gegen den schon jetzt vorherrschenden Fachkräftemangel sowie das Nachfolger-/Nachwuchsproblem. An Lösungsvorschlägen zur Steigerung der Attraktivität der Freien Berufe für die Berufswahl wurden neben der verstärkten Ausbildung auf Kammerebene, die Modernisierung der universitären Lehrinhalte, aber auch die Möglichkeit der gegenseitigen Anerkennung von Qualifikationen präsentiert. Dazu wurde auch das noch in Planung befindliche Modell des „First-Step-Programms“ vorgestellt, wo man ERASMUS+ mit nationalen Bildungsmaßnahmen- und Möglichkeiten kombiniert.

Das 4. Panel „Transition tools and how to work with them“ befasste man sich mit der EU-Taxonomie (Neuausrichtung der Kapitalströme zu nachhaltigeren Investitionen) und den damit einhergehenden Nachhaltigkeitsberichten, aber auch den möglichen Tools, die bereits jetzt zur Verfügung stehen. Der zweite Schwerpunkt zielte mit einem „confusing image“ auf die Vielfalt der Ausbildungsmöglichkeiten (EU-Skills-Agenda), aber auch auf die notwendigen Skills hinsichtlich Initiativen, Kompetenzrahmen für den Arbeitsmarkt, Bildungspakete für lebenslanges Lernen ab. Her wird man aus dem Überangebot maßgeschneiderte Modelle für sich bzw. die einzelnen Berufsstände finden müssen.

Präsident Kolbe fasst in seinen Schlussstatement die Inputs der Vortragenden aus Politik, Krankenpflege, Vermessung, Architektur, Organisationen und Verbände der Freien Berufe sowie der EU-Kommission zusammen:

  • Die Welt befindet sich in einem Krisenmodus: Daher ist es unabdingbar, die unverzichtbaren Besonderheiten der Freien Berufe zu erhalten und sie mit der Schaffung von besseren Rahmenbedingen (ua. Sozialpartnerschaft) zu stärken.
  • Freie Berufe müssen dort helfen können/dürfen, wo sie eindeutige Fachkompetenzen haben und sind somit in Dialoge einzubeziehen, aber auch inhaltlich/finanziell zu unterstützen.
  • KMU, KKMU und Freie Berufe sind unbestritten wichtig für die Wirtschaft und Arbeitswelt – vor allem im ländlichen Raum. Es droht aber im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung bzw. deren Nichterfüllung aufgrund der Einhaltung von Berufspflichten (Vertrauensgrundsatz) ein mögliches Ausscheiden aus der Versorgungs-/Wertschöpfungskette. Hier werden wir uns noch intensiv mit dieser Problematik der Schaffung eines für uns angepassten Regelwerks beschäftigen müssen.
  • Freie Berufe wesentlich tragen zur Erhaltung der Umwelt sowie der Gesundheit bei. Wenn sich dabei eine Berufsgruppe ein besonders Ziel setzt oder bessere Berufsregeln braucht, dann müssen wir alle gemeinsam (interdisziplinär) die Basis dafür schaffen.
  • Für die Umsetzung des Green Deals mit NEB und Wooden Constructions braucht man aber auch  ein neues Vergaberecht zu den besten und nicht zu den billigsten Preisen.
  • Den Fachkräftemangel gibt es überall in Europa und in allen Berufsständen. Es gilt daher, die Lücken wieder mit Aus-/Fort-/Weiterbildung aber auch mit harmonisiertem Wissen aufzufüllen! Das Planungsmodell „First-Step-Programm (ERAMUS+ und nationale Programme) wird gerade für die Freien Berufe sehr interessant werden, da man dieses relativ leicht in die kammerbasierten Ausbildungsschienen implementieren kann.
  • Die EU-Taxonomie ist nicht unbedingt nur eine Regulierung, sondern man sollte auch den Nutzen aus den Elementen der Toolbox ziehen.
  • Ein „confusing Image“ über die EU-Skills Agenda beschreibt das „right to train“, indem man zur Schließung von Wissenslücken oder zum Erreichen spezieller Skills seinen bestimmten Ausbildungsmix finden und viele Maßnahmen/Anforderungen miteinander vereinbaren muss.

Die Freien Berufen haben große Chancen, den Wandel direkt mitzugestalten. Wir tragen Verantwortung, haben ein wertvolles Erbe und unsere Wurzeln gehen weit zurück. Wir stehen für Wissenschaft und Technik und können die Rahmenbedingungen mitmodernisieren. Der Markt für die Freien Berufe ist groß und muss bedient werden. Dafür müssen wir unsere Skills ausbauen und da gilt es vor allem bei den Verbänden, Prioritäten zu setzen und Themen vertiefend aufzubereiten. Gute Ausbildung reicht nicht mehr aus, sondern wir brauchen übergreifende Kompetenzen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Link zum Programm und der Übersicht der Speaker

Zusammenfassung und Kernaussagen zu den einzelnen Programmpunkten

Präsentation zu den Punkten: