Berichterstattung Präsident Rudolf Kolbe auf Ersuchen des schwedischen Ratsvorsitzes zum Thema Holzbau zur Verringerung von CO2-Emissionen im Gebäudesektor
Am 22. März 2023 wurde auf Ersuchen des schwedischen Ratsvorsitzes im Rahmen der Klima- und Energiestrategien eine wichtige Stellungnahme von Präsident Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe vorgelegt und ohne Änderungen angenommen.
Der Gebäudesektor hat erhebliche Auswirkungen auf die CO2-Emissionen in der Europäischen Union und weltweit. Deshalb sollte sein ökologischer Fußabdruck unbedingt verringert werden. Die Förderung der Holzbauweise ist dabei ein wichtiger Hebel, um den grünen Wandel voranzutreiben.
Die Stellungnahme enthält im wesentlichen folgende Punkte:
- Die verstärkte Verwendung von nachhaltigem Holz im Bausektor, vor allem bei öffentlichen
Gebäuden, ist wichtig für die Senkung der CO2–Emissionen und muss durch eine aktive und
verantwortungsbewusste Bewirtschaftung der Wälder unterstützt werden. - Qualitätsorientierte Verfahren für Ausschreibungen, die auch innovative Lösungen ermöglichen
und Nachhaltigkeits– und Lebenszykluskriterien einbeziehen, sind eine Voraussetzung für die
Einhaltung der Klimaziele und die Förderung des Holzbaus. - Wichtig ist, Mindeststandards für den Kohlenstoffausstoß von Gebäuden über die gesamte
Lebensdauer und eine entsprechende obligatorische Kohlenstoffberichterstattung im gesamten
Bauwesen festzulegen. - Hemmnisse für den Holzbau, die sich aus formalen, rechtlichen und technischen Anforderungen
ergeben, sollten auf ihre Notwendigkeit für die Planungsqualität hinterfragt werden.
Präsident Kolbe dazu:
Holz ist schon vor seiner Nutzung als Baumaterial ein Kohlenstoffspeicher – ein Baum besteht zu rund 50 % aus reinem Kohlenstoff – und schneidet in vielen Bereichen sehr gut ab: Holz aus als nachhaltig zertifizierten Wäldern kann in vielen Ländern auf relativ kurzen Transportwegen zu den Baustellen gelangen, die Verarbeitung ist selten problematisch oder umweltschädlich, und Holz kann leicht wiederverwendet werden. Aus Vergleichen gleichwertiger Gebäude unter Berücksichtigung ihres gesamten Lebenszyklus geht hervor, dass Holz in Bezug auf graue Energie, Treibhausgasemissionen, Luft- und Wasserverschmutzung sowie andere Wirkungsindikatoren eine praktikable Alternative darstellt.
Um die Holzbauweise als Beitrag zur Verwirklichung der Klimaziele zu fördern, müssen jedoch bei der Auftragsvergabe Qualitätskriterien wie u. a. Nachhaltigkeits- und Lebenszykluskriterien angelegt und geeignete Vergabeverfahren gewählt werden, die
innovative Lösungen zulassen. Wir brauchen strengere rechtliche Verpflichtungen für einen qualitätsorientierten Wettbewerb und eine klimafreundliche Vergabe öffentlicher Aufträge. Gleichzeitig müssen die öffentlichen Auftraggeber durch Schulungsmaßnahmen Anleitung bei der Anwendung solcher Kriterien und Verpflichtungen erhalten.
Darüber hinaus brauchen wir Mindeststandards für die CO2-Emissionen von Gebäuden über den gesamten Lebenszyklus hinweg und für die verpflichtende Meldung der entsprechenden CO2-Emissionen im gesamten Bausektor. Dies muss mit einem rechtlichen und
technischen Umfeld einhergehen, das Innovationen allgemein und hinsichtlich der Holzbauweise ermöglicht.
Für die Bewohner und Nutzer von Gebäuden kann durch die Holzbauweise nachhaltiger, inklusiver und ästhetischer Wohnraum geschaffen werden.