Auch im aktullen CSO-Bulletin Juni 2025 steht das Thema „Affordable, green and inclusive housing“ noch immer stark im Vordergrund.

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Die Reihe der Antrittsbesuche ging weiter und zwar besuchten wir diese Woche auch den Bundesminister für Inneres Mag. Gerhard Karner. Mit der neuen Gesetzgebungsperiode haben wir Freien Berufe uns das Ziel des komplexen Gedankenaustausches und der direkten Zusammenarbeit auch mit den Regierungsmitgliedern gesetzt.

Als wichtige, berufsspezifische Institutionen haben wir große Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Rechtsstaat und nehmen diese als unseren zentralen Auftrag wahr. Umso wichtiger ist daher der kontinuierliche Gedanken- und Informationsaustausch sowie die Zusammenarbeit im Interesse der freien Berufsstände. Mit diesem Networking wollen wir auf unsere Kompetenzen und Expertise aufmerksam machen und unsere Mitarbeit anbieten.

Beim Termin mit Frau Staatssekretärin Mag. Elisabeth Zehentner  kam man nach der allgemeinen Vorstellungsrunde auf die Gemeinsamkeiten und zukünftigen Ausrichtungen zu sprechen:

  • Einbeziehung der Freien Berufe bereits im Vorfeld von Gesetzesinitiativen und Zurverfügungstellung unserer fachlichen Expertise bei künftigen Vorhaben
  • Hintanhaltung von Bürokratie und Gold Plating – ein neues Gesetz – dafür muss ein „altes“ entsorgt werden
  • Bündelung von Fachwissen (zB Gesundheitswirtschaft), denn das Interesse geht über die Politik hinaus
  • stärkere Einbindung der Freien Berufe in Entscheidungsprozesse, denn wir übernehmen viele Tätigkeiten/Services für den Staat und sind nie eine Belastung, sondern „Vermittler“ und „Umsetzer“
  • klare Ersichtlichkeit in Begutachtungen  in Bezug auf eindeutige und unmittelbare Betroffenheit der Freien Berufe/Kammern der Freien Berufe
  • Start-ups: Förderung der Weiterentwicklung von Forschung/Innovation und Erhalt von mehr Patenten

v.l.n.r.: BUKO-Präsident Dr. Daniel Alge, STS Mag. Elisabeth Zehetner und Präsidentin der Apothekerkammer Mag. pharm. Ulrike Mursch-Edlmayr

 

Am 11. Juni 2025 veranstaltete der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) in Brüssel die neunte Ausgabe des Tags der Freien Berufe. Unter dem Titel „Wenn Künstliche Intelligenz und Authentische Intelligenz zusammenwirken“ widmete sich die diesjährige Veranstaltung einer der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie lassen sich KI-Technologien in die Freien Berufe integrieren, ohne Vertrauen, Ethik und menschliche Verantwortung zu gefährden?

Als Sprecher der Freien Berufe im EWSA verwies Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe in seinem Eröffnungsstatement auf folgendes:

Die Freien Berufe stehen nicht in Konkurrenz zur KI – sie zeigen, wie man richtig mit ihr umgeht. Unsere Berufe – von der Medizin über das Recht bis hin zu Ingenieurwesen und Architektur – basieren auf öffentlichem Vertrauen und persönlicher Verantwortung. Sie leben von authentischer Intelligenz: Fachwissen, Ethik, Empathie und Urteilsvermögen.

KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber nicht neutral – und sie darf niemals die Grundwerte der Freien Berufe ersetzen. Kritisches Denken, Transparenz und Verantwortlichkeit bleiben unersetzlich.

Professor Ulrich Bodenhofer zeichnete in seiner Keynote ein klares und realistisches Bild davon, dass KI ist keine echte Intelligenz ist. Er erinnerte daran, dass der Begriff „Künstliche Intelligenz“ bereits 1956 geprägt wurde, um Maschinen zu beschreiben, die zielgerichtete Probleme mit kognitiven Fähigkeiten wie Lernen, Planen und Schlussfolgern lösen. Doch er erklärte auch, dass Deep Learning auf Daten und Mustererkennung basiert und nicht auf echtem Verstehen oder Intelligenz. Zudem verarbeiten KI-Systeme große Datenmengen und erkennen Muster – aber sie verstehen nicht, was sie tun. Ihre Ausgaben sind mathematische Resultate, keine ethischen oder sachbezogenen Urteile. In sensiblen Bereichen wie der Medizin kann KI unterstützen, z. B. bei der Früherkennung von Hautkrebs – aber sie kann niemals ärztliches Urteil, Verantwortung oder das Arzt-Patienten-Verhältnis ersetzen. KI kann emotionale Reaktionen simulieren – aber nicht fühlen oder mitfühlend handeln.

Er warnte eindringlich:“KI-Tools machen Fehler. Sie können sogenannte „Halluzinationen“ erzeugen – also selbstsicher falsche Ergebnisse erstellen. Deshalb ist es entscheidend, dass kritisches Denken und menschliches Fachwissen die Kontrolle behalten. KI ist ein hilfreicher Assistent, aber keine autonome Intelligenz. Freie Berufe müssen wachsam bleiben – und ihre authentische Intelligenz weiterhin einsetzen.

Zentrale Erkenntnisse der Tagung

Die vielseitigen Diskussionen des Tages brachten folgende wichtige Erkenntnisse:

1. Ethische und rechtliche Rahmenbedingungen sind unerlässlich

  • Anthony Bochon betonte, dass Berufsethik und Vertraulichkeit im AI Act nicht ausreichend berücksichtigt werden.
  • Miriam D’Arrigo erklärte, dass der AI Act versucht, Innovation mit Risikomanagement zu verbinden – doch die Freien Berufe müssen die Governance aktiv mitgestalten.
  • Anna Maria Bardone rief dazu auf, dass Freie Berufe als Vorbilder für einen verantwortungsvollen KI-Einsatz dienen – in ihren Bereichen und in der Gesellschaft insgesamt.

2. KI ist ein Hilfsmittel, kein Ersatz

  • Stephan Hofmeister zeigte Einsatzbereiche wie KI-gestützte Diagnostik, Vertragsanalyse, Architekturplanung und Wirtschaftsprüfung – wies aber darauf hin: Verantwortung und Haftung bleiben immer beim Menschen.
  • Robert Katzschmann präsentierte „embodied AI“ – also Robotik, die Menschen unterstützt, aber nicht ersetzt, insbesondere in Gesundheitswesen und komplexen Umgebungen.
  • Gordon Micallef forderte eine starke Aufsicht und durchgehende menschliche Beteiligung beim Einsatz von KI in Finanz- und Buchhaltungsdiensten.

3. Nachhaltige und menschzentrierte KI

  • Anikò Szalai betonte, dass Bildung und Ausbildung angepasst werden müssen, um kritisches Denken und Fachwissen bei künftigen Berufsträgern zu sichern.
  • Ajna Nickau zeigte, wie KI Architekten und Stadtplaner (z. B. im Rahmen des New European Bauhaus) unterstützen kann – aber Kreativität und Urteil bleiben menschlich.
  • Margherita Pagani warb für eine menschenzentrierte KI, die ethischen und gesellschaftlichen Zielen dient – und wies auf die Umweltkosten großflächiger KI-Nutzung hin.

4. Die berufliche Verantwortung bleibt bei uns

Als letzter Keynotespeaker beharrte Daniel Alge darauf, dass man KI so trainieren muss, dass sie mit uns, aber nicht anstatt uns arbeitet! Als Freie Berufe tragen wir weiterhin die volle Verantwortung für alle Dienstleistungen, ob mit oder ohne KI-Unterstützung. Er betonte: KI wird unsere Berufe verändern, darf uns aber weder Verantwortung noch menschliche Rolle abnehmen. Die Freien Berufe müssen diesen Wandel aktiv und verantwortungsbewusst gestalten – mit Selbstvertrauen, kritischem Denken und ethischem Kompass.

Der Tag der Freien Berufe 2025 zeigte eindrucksvoll:

  • Künstliche und authentische Intelligenz können sich ergänzen, wenn sie auf ethischen Grundlagen, klaren Regeln und beruflicher Verantwortung beruhen.
  • Europa braucht die Freien Berufe als ethische Anker und Vertrauensbildner in einer von KI geprägten Gesellschaft.
  • Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass digitale Innovation menschlich bleibt – und dem Gemeinwohl dient.

Weitere Informationen finden Sie hier:

 

Präsident Dr. Daniel Alge hielt im Rahmen des LIBDAY2025, der sich ganzheitlich mit dem Thema Artificial Intelligence (AI) und den wichtigsten Facetten, Herausforderungen und Möglichkeiten für die Freien Berufe befasste, eine Keynote zum Thema Erhalt/Bewahrung des des Humanfaktors der Freien Berufe in Zeiten der KI.

Die Künstliche Intelligenz wird unsere Berufe noch mehr grundlegend verändern, aber auch unsere Kompetenz sowie Wettbewerbsfähigkeit bei richtiger Anwendung deutlich steigern. Als Angehörige der Freien Berufe müssen wir aber wissen, wie wir maßgeschneiderte KI-Lösungen effektiv trainieren und einsetzen können. Denn letztlich bleiben wir für alle unsere Erzeugnisse, Beratungen oder Diagnosen, die mit Unterstützung von KI erstellt werden, verantwortlich, rechenschaftspflichtig und haftbar – gerade weil es dabei immer um die wichtigsten Dinge, im Leben unserer Mandant:innen, Patient:innen und Klient:innen geht.

„Wir sind bei der Nutzung von KI  – wie auch ohne – verpflichtet, diese im Sinne der Informationsasymmetrie nicht in böser Absicht und/oder zum Nachteil unserer Klient:innen, Patient:innen oder Mandant:innen zu nutzen. Dabei agieren wir stets als hochqualifizierte und verlässliche Dienstleister:innen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben unserer Dienstleistungsempfänger:innen.

Als Freie Berufe stehen wir für Vertrauen und Kompetenz und übernehmen die (ethische) Verantwortung für uns selbst sowie auch für die digitalen Erzeugnisse unserer Mitarbeiter:innen, Auszubildenden und (Junior-)Partner:innen. Wir denken, agieren und arbeiten auch digital – verlässlich, verantwortungsbewusst und haftbar.

KI ist gekommen, um zu bleiben und ist eine Revolution, die die Welt, die Gesellschaft, vor allem unsere Berufsstände selbst sowie die gesamte Arbeitswelt grundlegend verändert. Die Anwendungsgebiete von KI sind vielfältig und betreffen die Übernahme von wiederkehrenden Verwaltungsroutinen, Datenverwaltung, standardisierte Qualitätskontrollen, Erstellung von Verträgen, Analysen im medizinischen Bereich, Berechnungsroutinen im Finanzwesen bis hin zur Robotik und vielen anderen Dingen.

Es geht dabei unweigerlich auch um die Frage, ob es uns und unsere Leistungen künftig noch braucht oder wir im worst case von echten Mitarbeiter:innen auf KI-generierte Arbeitskräfte umsteigen.

Definitiv fix ist: Es wird zu einer epochalen Änderung der Arbeitswelt kommen und wir müssen – anstelle der „üblichen“ vier Reaktionen auf Traumen („the 4Fs“)

  • Fight – Kampf
  • Flight – Flucht
  • Freeze – Erstarren
  • Fawn – Unterwerfen

– unsere Macht/Kontrolle über die KI stets sicherstellen.

Das heißt: Wir dürfen nicht in der Vergangenheit festhalten (freeze), schon gar nicht die Digitalisierung negieren oder bekämpfen (fight), davor weglaufen (flee), schon gar nicht uns ih runterwerfen (fawn) oder völlig ausflippen (freak-out), sondern wir müssen mit gut durchdachten und effizienten Maßnahmen beim Einsatz von KI für die Einhaltung der freiberuflichen Grundwerte kämpfen (fight) – und wir haben dabei die Chance, mit Begeisterung und unserem Fachwissen die KI so zu trainieren, dass sie unseren Ansprüchen entspricht (control).

Wir dürfen uns vor KI nicht fürchten – auch wenn sie gekommen ist, um zu bleiben. KI weiß viel – oder tut zumindest so, macht aber auch Fehler – genau wie wir Menschen auch. Und die KI hat keine ethischen Grundwerte, neigt zu Halluzinationen und übernimmt für ihre Ausführungen keine Verantwortung und Haftung.

Unsere Aufgabe ist es daher, die verwendete KI darauf zu trainieren, mit uns zusammenzuarbeiten, sie soll uns aber nicht ersetzen, sondern uns unterstützen.

Die Qualität des KI-Trainings ist dabei das Um und Auf und von entscheidender Bedeutung. Wir müssen unsere individuelle KI mit unserem freiberuflichen Wissen so perfektionieren, dass wir ihr vertrauen können, um standardisierte Arbeiten automatisch ausführen zu können.

Was wir nicht können, ist, dass wir der KI echte Empathie antrainieren und sie wird auch nie Verantwortung oder Haftung übernehmen, aber wir können insgesamt beim Einsatz von KI dafür sorgen, dass wir mehr Zeit für den persönlichen und direkten Kontakt mit unseren Dienstleistungsempfänger:innen haben.

Die KI wird unsere Berufe grundlegend verändern und unsere Kompetenz sowie die Wettbewerbsfähigkeit deutlich steigern. Als Angehörige der Freien Berufe müssen wir wissen, wie wir maßgeschneiderte KI-Lösungen effektiv trainieren und einsetzen können. Wir bleiben letztlich bleiben auch für alle unsere Erzeugnisse, Beratungen oder Diagnosen, die mit Unterstützung von KI erstellt werden, verantwortlich, rechenschaftspflichtig und haftbar – gerade weil es dabei immer um die wichtigsten Dinge im Leben geht. 

 

Den gesamten Vortrag finden Sie nachstehend als WEBPAPERbzw. als DOWNLOAD

 

 

 

 

 

Die freien Berufskammern haben auch nach der ORF-Gremien-Reform ein gemeinsames  Direktmandat im Publikumsrat. Im Jahresbericht 2024 haben wir erstmals über die grundsätzlichen Aufgaben und Funktionen sowie über die spezifischen Themen für die Freien Berufe berichtet.

Auf Anregung der Freien Berufe wurde2024 die stärkere Berücksichtigung von Baukultur und ihrer Bedeutung im Alltag, die verstärkte Thematisierung der “Verschandelung” von Kulturlandschaften sowie im Gegenzug die Präsentation von positiver bzw. gelungener Gestaltungsbeispiele angeregt. Ähnliches wurde auch für die Themenschwerpunkte Klima- und Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie “Gesundes Österreich mit gesundem Essen” angeregt, wo sich die Freien Berufe mit ihrer Expertise einbringen können – vor allem weil wir uns bereits seit Jahren mit den geforderten Sustainable Goals und Standards der EU befassen und Maßnahmen, Projekte und Ideen dazu umsetzen.

Ebenso wurde angeregt, dass in einem neuen Format über Arbeitswelten/Berufe auch die Berufsbilder der Freien Berufe vorgestellt werden, da eine breite Information über unsere Berufsstände ein wesentlicher Schritt zur Bekämpfung des Nachwuchsmangels wäre.

Wir haben für die neue Funktionsperiode ab 5.6.2025 neuerlich Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe nominiert, der bei der Konstituierung des ORF-Publikumsrates zusätzlich in den ORF-Stiftungsrat gewählt wurde und so die neue Publikumsrat-Vorsitzende nun auch im Präsidialausschuss aktiv unterstützen wird.

Damit werden in den kommenden Jahren die „Bauchthemen“ der Freien Berufe vermehrt in den Vordergrund rücken und Gehör bei der Programmgestaltung finden.

Beitrag im Jahresbericht 2024 zum Thema ORF-Publikumsrat

Link zur gesamten Ausgabe des Jahresberichtes 2024

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