EU-Bauftragter Baurat h.c. DI Rudolf Kolbe präsentierte als Berichterstatter im EWSA-Plenary am 17. September 2025 diese für die Freien Berufe wichtige und zukuntsweisende Initiativstellungnahme.
Im digitalen Wandel stehen die Freien Berufe vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Einerseits können digitale Technologien und KI dazu beitragen, die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen zu verbessern. Andererseits müssen Freiberufler auch ihre Arbeitsweise anpassen, um den digitalen Anforderungen gerecht zu werden, Risiken vorzubeugen und mit der fortschreitenden Automatisierung und dem zunehmenden Einsatz von KI Schritt zu halten.
In der Stellungnahme geht es neben der grundsätzlichen Bedeutung der Freien Berfe im digitalen Wandel auch um die gesellschaftlichen Bedürfnisse, Innovationen und Entwicklungen sowie der Sicherung einer nachhaltigen Lebensqualität, aber auch um den „menschenzentrierten“ Ansatz mit Qualifikationsanforderungen und Weiterbildung, der Sicherstellung des Datenschutzes und dem Schutz des geistigen Eigentums, der Haftungsfrage und nicht zuletzt die Herausforderungen für die freiberufliche Selbstverwaltung.
1. Das Prinzip des „Human in command“ muss immer gewährleistet sein.
Angehörige Freier Berufe zeichnen sich durch hohe berufliche Qualifikationen, persönliche Leistungserbringung und besondere Berufsethik aus und genießen Vertrauen. Diese Kernprinzipien dürfen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) nicht verwässert werden. Der Einsatz von Kl muss so ausgestaltet sein, dass er die Tätigkeit der Freien Berufe ergänzt, aber nicht ersetzt.
2. Standards, rechtlicher Rahmen und Einbeziehung der Freien Berufe in alle Prozesse!
KI hat das Potenzial einer Revolution, die Effizienz und Qualität von Dienstleistungen verbessert und gleichzeitig gesellschaftliche Bedürfnisse besser abdeckt. Der Einsatz von KI muss allerdings in einem ethischen und rechtlichen Rahmen erfolgen. Dies entbindet auch Anbieter und Entwickler von KI-Systemen nicht von ihrer spezifischen Haftung. Diese Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Produkte sicher, zuverlässig und ethisch korrekt sind. Dazu sind auch klare Regelungen bei Fehlern oder Schäden notwendig. Die EU sollte ihren Ansatz der Förderung und Regulierung von KI, auch unter Einschluss eines Rechtsrahmens für Haftungsfragen, fortsetzen und zusätzlich speziell die Forschung und Entwicklung im Bereich KI unterstützen. Es ist daher unabdingbar, dass die Freien Berufe an allen KI-(Rechts- und Regulierungs-)Prozessen (Expertenforen, Standardisierungsinitiativen und Ethikkommissionen) direkt beteiligt sind.
3. Aus- und Fortbildungsinhalte erweitern – mit EU-Programmen und direkt über die Kammern
Der Einsatz von KI bedarf auf allen Ebenen neuer Ausbildungsinhalte und setzt lebenslanges Lernen voraus. Die EU und die Mitgliedstaaten sind hier gefordert, dies im Rahmen von Programmen wie Erasmus+, ESF und beruflicher Bildung KI-Fortbildungsangebote vor allem auch für die Freien berufe zu ermöglichen. Aber auch die Verbände und Selbstverwaltungskörperschaften der Freien Berufe sollten KI-Strategien entwickeln, ihre Berufsordnungen anpassen und ihren Mitgliedern KI-Fortbildungsangebote zur Verfügung stellen.
4. Schlüsselrolle der Freien Berufe für Vertrauen und sozialen Dialog
Die primäre Verantwortung der Anwendung von KI liegt beim Angehörigen der Freien Berufe. Er ist derjenige, der letztendlich für das Endergebnis verantwortlich ist. Das macht die Qualität und das besondere Vertrauensverhältnisses aus. Freie Berufe sind gegenüber ihren Mandanten oder Patienten auch der Garant für datenschutzkonforme KI-Nutzung gemäß DSGVO. Das erfordert aber einerseits klare Definitionen für datenschutzrechtliche Verantwortlichkeiten bei der Mensch-KI-Interaktion und zusätzlich braucht es branchenspezifische Auslegungen der DSGVO für Freie Berufe im Kontext mit automatisierter Beratung und Entscheidungshilfen. Dies geht Hand in Hand mit der Einhaltung des Berufsgeheimnisses, das zentraler Eckpfeiler aller Freien Berufe ist.
Der soziale Dialog ist wichtig, um die Nutzung und Transparenz von KI zu gewährleisten sowie die Ziele der Einführung von KI-Werkzeugen zu erläutern. Das Verhältnis zwischen den Aufgaben, die Maschinen anvertraut werden sollen, und denjenigen, die Menschen vorbehalten sind, muss daher Gegenstand von Tarifverhandlungen und des sozialen Dialogs sein.
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