Am 1.12.2016 hat das Präsidium der Bundeskonferenz der Freien Berufe (BUKO) seine Partnerorganisation in Deutschland, den Bundesverband der Freien Berufe e.V. besucht.
Der Präsident des BfB, Dr. Horst Vinken, begrüßte die BUKO-Delegation sehr herzlich und lud zur Teilnahme an der Präsidiumssitzung in Berlin und zum anschließenden Abendessen in einem Restaurant.
Die BUKO war vertreten durch den Präsidenten der Bundeskonferenz der Freien Berufe, Mag. Kurt Frühwirth und Dipl. Ing. Rudolf Kolbe, Präsidiumsmitglied der BUKO, Vizepräsident der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsultenten. Kolbe ist zugleich auch Präsident des Europäischen Rates der Freien Berufe, CEPLIS, in Brüssel und konnte bei dem hochrangigen Treffen seine EU-Expertise einbringen.
Freie Berufe in Deutschland und Österreich im Vergleich
BfB
Der Bundesverband der Freien Berufe in Deutschland umfasst – im Gegensatz zur österreichischen BUKO, die die 9 Freiberufskammern vertritt – eine große Anzahl von Berufsgruppen. Von den medizinisch-therapeutischen Berufen, über rechtliche Berufe bis hin zu freiberuflich Tätigen.
Der BfB definiert 4 Kriterien, um zu den Freien Berufe in Deutschland zu gehören:
1. Professionalität
In unserer immer komplexeren Gesellschaft benötigen die Menschen zunehmend kompetente Unterstützung. Die hochqualifizierten Freiberufler helfen, beraten und vertreten neutral und fachlich unabhängig.
2. Gemeinwohlverpflichtung
Die Sicherung der Gesundheitsvorsorge, der Rechtsordnung und der Kultur liegt im Interesse aller Bürger. Die der Allgemeinheit verpflichteten Freiberufler tragen dafür besondere Sorge.
3. Selbstkontrolle
Patienten, Mandanten und Klienten erwarten persönliche Betreuung auf neuestem Kenntnisstand. Der hohe ethische Anspruch der Freiberufler und ihre strenge Selbstkontrolle garantieren gesicherte Qualität.
4. Eigenverantwortlichkeit
Wer Verantwortung übernimmt, schafft Vertrauen und sichert Wachstum. Freiberufler sind mehrheitlich selbstständig tätig, sie erwirtschaften 10,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und beschäftigen über drei Millionen Mitarbeiter.
Der Bundesverband der Freien Berufe in Deutschland umfasst 56 Organisationen, 1,35 Millionen Mitglieder und 3 Millionen sozialversicherungsrechtliche Beschäftigte.
BUKO
Die Kriterien Professionalität, Gemeinwohlverpflichtung, Selbstkontrolle und Eigenverantwortlichkeit treffen natürlich auch auf die Freien Berufe in Österreich zu. Die Bundeskonferenz der Freien Berufe Österreichs ist aber zusätzlich auf akademische Ausbildung und die 9 Freiberufskammern begrenzt.
Mitglieder sind die Österreichische Ärztekammer, die Apothekerkammer, die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, die Notariatskammer, die Kammer der Patentanwälte, der Österreichische Rechtsanwaltskammertag, die Österreichische Tierärztekammer, die Kammer der Wirtschaftstreuhänder und die Zahnärztekammer. Die BUKO vertritt knapp 80.000 Mitglieder.
Gemeinsame Ziele der BUKO und des BfB
Auch wenn die Mitgliederstrukturen unterschiedlich sind; bei den Herausforderungen und den Zielen für Stärkung der Freien Berufe gibt es große Gemeinsamkeiten.
In Österreich wie in Deutschland droht zunehmend der Einstieg von großen Investmentgesellschaften bei den Freien Berufen. Was in Österreich unter „Interdisziplinäre Gesellschaften“ läuft, wird in Deutschland „Fremdkapitalisierung“ genannt.
Da die Unabhängigkeit das wichtigste Gut der Freien Berufe ist, lehnen sowohl die BUKO wie auch der BfB die Einflussnahme von Investoren ab.
Es könne nicht die Zukunft der Freien Berufe sein, dass nur mehr große Zentren dominieren, wie etwa im Bereich der Medizin die Medizinischen Versorgungszentren.
Ebenso appellieren BUKO und BfB an junge Leute, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Gerade die kleinen Einheiten bei den Freien Berufen schaffen Vielfalt zum Wohle der Klienten und Patienten.
Einladung nach Wien
Nach dem Treffen in Berlin hat BUKO-Präsident Kurt Frühwirth eine Gegeneinladung ausgesprochen. Die BUKO freut sich auf einen Besuch des BfB in Wien im Frühjahr 2017.